Kafka: Foran Loven - hypertekstualiseret af Elias Ole Tetens Lund
Hvad skal satire kunne?
Kurt Tucholsky: Hvad bør satire kunne?
Ignaz Wrobel, Berliner Tageblatt 36, 27.01.1919Fru Vockerat: "Men man må dog kunne glædes ved kunsten."
Johannes: "Man kan have meget mere ud af kunsten end glæde."
(Gerhart Hauptmann)Når en af os fortæller en god vits, så sidder det halve Tyskland i sofaen og tager det ilde op.
Satire ser ud som en helt igennem negativ sag. Den siger: "Nej!" En satire, der opfordrer til tegning af et krigslån, er ingen. Satiren bider, ler, pifter og trommer på den store brogede landsknægttromme mod alt, hvad der er forstokket og trægt.
Satire er en helt igennem positiv sag. Intet steds forråder den karakterløse sig hurtigere end her, intet steds viser noget sig mere fastlåst, end en samvittighedsløs Pølsehans, en der i dag angriber den ene og i morgen den anden.
Satirikeren er en krænket idealist: han vil have verden til at være god, den er skidt, og nu løber han storm mod det dårlige.
En karakterfuld kunstnere satire, som kæmper for den gode sag, fortjener altså ikke denne borgerlige ringeagt og den oprørte hvæsen, som denne kunst her til lands bliver affærdiget med.
Frem for alt begår tyskeren en fejl: Han forveksler det fremstillede med den der fremstiller. Når jeg vil beskrive følgerne af drukkenskab og altså bekæmpe denne last, så kan jeg ikke gøre det med fromme bibelcitater; men for at gøre det så virksomt som muligt må jeg pakke det ind i fremstillingen af en mand, der er håbløst fordrukken. Jeg hejser tæppet op, som har holdt dårskaben skånsomt tildækket, og jeg siger: "Se!" - I Tyskland kalder man den slags for "krast". Men drikfældighed er en slem ting, som ødelægger folket, og kun skånselsløs sandhed kan hjælpe der. (...) Og i dag er det stadig sådan med prostitutionen.
fortsat oversættelse venter
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Kurt Tucholsky: Was darf Satire?
Ignaz Wrobel, Berliner Tageblatt 36, 27.01.1919Frau Vockerat: "Aber man muß doch seine Freude haben können an der Kunst."
Johannes: "Man kann viel mehr haben an der Kunst als seine Freude."
(Gerhart Hauptmann)Wenn einer bei uns einen guten Witz macht, dann sitzt halb Deutschland auf dem Sofa und nimmt übel.
Satire scheint eine durchaus negative Sache. Sie sagt: "Nein!" Eine Satire, die zur Zeichnung einer Kriegsanleihe auffordert, ist keine. Die Satire beißt, lacht, pfeift und trommelt die große, bunte Landsknechtstrommel gegen alles, was stockt und träge ist.
Satire ist eine durchaus positive Sache. Nirgends verrät sich der Charakterlose schneller als hier, nirgends zeigt sich fixer, was ein gewissenloser Hanswurst ist, einer, der heute den angreift und morgen den.
Der Satiriker ist ein gekränkter Idealist: er will die Welt gut haben, sie ist schlecht, und nun rennt er gegen das Schlechte an.
Die Satire eines charaktervollen Künstlers, der um des Guten willen kämpft, verdient also nicht diese bürgerliche Nichtachtung und das empörte Fauchen, mit dem hierzulande diese Kunst abgetan wird.
Vor allem macht der Deutsche einen Fehler: er verwechselt das Dargestellte mit dem Darstellenden. Wenn ich die Folgen der Trunksucht aufzeigen will, also dieses Laster bekämpfe, so kann ich das nicht mit frommen Bibelsprüchen, sondern ich werde es am wirksamsten durch die packende Darstellung eines Mannes tun, der hoffnungslos betrunken ist. Ich hebe den Vorhang auf, der schonend über die Fäulnis gebreitet war, und sage: "Seht!" - In Deutschland nennt man dergleichen "Kraßheit". Aber Trunksucht ist ein böses Ding, sie schädigt das Volk, und nur schonungslose Wahrheit kann da helfen. Und so ist das damals mit dem Weberelend gewesen, und mit der Prostitution ist es noch heute so.
Der Einfluß Krähwinkels hat die deutsche Satire in ihren so dürftigen Grenzen gehalten. Große Themen scheiden nahezu völlig aus. Der einzige "Simplicissimus" hat damals, als er noch die große, rote Bulldogge rechtens imWappen führte, an all die deutschen Heiligtümer zu rühren gewagt: an den prügelnden Unteroffizier, an den stockfleckigen Bürokraten, an den Rohrstockpauker und an das Straßenmädchen, an den fettherzigen Unternehmer und an den näselnden Offizier. Nun kann man gewiß über all diese Themen denken wie man mag, und es ist jedem unbenommen, einen Angriff für ungerechtfertigt und einen anderen für übertrieben zu halten, aber die Berechtigung eines ehrlichen Mannes, die Zeit zu peitschen, darf nicht mit dicken Worten zunichte gemacht werden.
Übertreibt die Satire? Die Satire muß übertreiben und ist ihrem tiefsten Wesen nach ungerecht. Sie bläst die Wahrheit auf, damit sie deutlicher wird, und sie kann gar nicht anders arbeiten als nach dem Bibelwort: Es leiden die Gerechten mit den Ungerechten.
Aber nun sitzt zutiefst im Deutschen die leidige angewohnheit, nicht in Individuen, sondern in Ständen, in Korporationen zu denken und aufzutreten, und wehe, wenn du einer dieser zu nahe trittst. Warum sind unsere Witzblätter, unsere Lustspiele, unsere Komödien und unsere Filme so mager? Weil keiner wagt, dem dicken Kraken an den Leib zu gehen, der das ganze Land bedrpückt und dahockt: fett, faul und lebenstötend.
Nicht einmal dem Landesfeind gegenüber hat sich die deutsche Satire herausgetraut. Wir sollten gewiß nicht den scheußlichen unter den französischen Kriegskarikaturen nacheifern, aber welche Kraft lag in denen, welche elementare Wut, welcher Wurf und welche Wirkung! Freilich: sie scheuten vor gar nichts zurück. Daneben hingen unsere bescheidenen Rechentafeln über U-Boot-Zahlen, taten niemandem etwas zuleide und wurden von keinem Menschen gelesen.
Wir sollten nicht so kleinlich sein. Wir alle - Volksschullehrer und Kaufleute und Professoren und Redakteure und Musiker und Ärzte und Beamte und Frauen und Volksbeauftragte - wir alle haben Fehler und komische Seiten und kleine und große Schwächen. Und wir müssen nun nicht immer gleich aufbegehren ("Schlächtermeister, wahret eure heiligsten Güter!"), wenn einer wirklich einmal einen guten Witz über uns reißt. Boshaft kann er sein, aber ehrlich soll er sein. Das ist kein rechter Mann und kein rechter Stand, der nicht einen ordentlichen Puff vertragen kann. Er mag sich mit denselben Mitteln dagegen wehren, er mag widerschlagen - aber er wende nicht verletzt, empört, gekränkt das Haupt. Es wehte bei uns im öffentlichen Leben ein reinerer Wind, wenn nicht alle übel nähmen.
So aber schwillt ständiger Dünkel zum Größenwahn an. Der deutsch Satiriker tanzt zwischen Berufsständen, Klassen, Konfessionen und Lokaleinrichtungen einen ständigen Eiertanz. Das ist gewiß recht graziös, aber auf Dauer etwas ermüdend. Die echte Satire ist blutreinigend: und wer gesundes Blut hat, der hat auch einen reinen Teint.
Was darf die Satire?
Alles.
kilde: gutenberg.spiegel.de